Who wants to get married soon?

Das war es, was ich all-abendlich nach dem Abendbrot am Essenstisch verstand. Und ich wunderte mich, was diese Frage auslöste. Nachdem der Hausvater in der Camphill-Gemeinschaft diese Frage im Anschluss an den Dankesspruch gestellt hatte, antwortete einer der Students: „I“, stand auf und holte aus der Küche einen Besteck-Krug mit einem Teig-Schaber (auch als Geizhals, Spatula oder Gummizunge bekannt) und gab ihm beides.

Nun ließen wir die Teller wandern. Jeder gab seinen Teller seinem linken Nebenmann, so dass alle Teller nacheinander bei dem Hausvater ankamen. Dieser strich mit der Gummizunge von jedem die Speisereste in eine Schüssel und stapelte die nun fast sauberen Teller vor sich auf. Gleiches geschah mit Salatschälchen. Der Krug wurde ebenfalls herumgereicht und beim Hausvater angekommen, befand sich alles Besteck darin. Als alles auf diese Weise versorgt und geordnet vor ihm stand, pustete jemand die Kerze aus und alle standen auf.

Jeder hatte seine Aufgabe. Einer leerte die Schüssel in den Komposteimer und brachte ihn zu den Schweinen. Jemand anderes wischte den Tisch. Jemand stellte die Stühle hoch und fegte. Es gab ein Spül-Team, das abwusch und abtrocknete, andere räumten Geschirr und Besteck wieder in die Schränke. Der Frühstückdienst deckte für den nächsten Morgen das Frühstück ein, legte Obstmesser und -brettchen für die Zubereitung des Obstsalates heraus und bereitete das Oatmeal vor.

Ich genoss dieses Abendritual sehr. Das gemeinschaftliche Hausarbeiten verband uns miteinander. Jeder half nach seinen Möglichkeiten mit. Kein Handschlag war ohne Sinn. Der saubere und vorbereitete Raum strahlte Ruhe und Frieden aus. Ich fühlte mich erfüllt. Ein Ergebnis unserer gemeinsamen Arbeit.

Aber wieso setzt die Frage danach, wer zuerst verheiratet werden will, dieses ganze Prozedere in Gang?

Nach einigen Tagen der Verwunderung bekam ich die Antwort, dass die Frage nicht lautete: „who wants to get married soon“, sondern „who wants to get Marry-Lou?“ Und Marry-Lou war der Name des Gummi-Schabers, den ein Bewohner ihm einmal gegeben hatte.