Kinder sind Seismographen. Sie fühlen uns von innen. Sie sehen unsere Seele.
Obwohl ihnen das Erlebnis unserer Sicherheit und Freiheit gut tut, führen sie uns zielsicher dort hin, wo sie uns fehlen. Wo wir erschütterbar sind. Zum Beispiel zu unseren Ängsten, Schuld- und Schamgefühlen und zur Uneinigkeit mit uns und der Welt, dem Groll.
Unsere Auseinandersetzung mit uns selbst, ist wichtig für sie. Wir sind ihre Vorbilder! Sie lernen von uns neben den äußeren Umgangsformen auch die inneren mit der eignen Seele. Sie brauchen das Erlebnis von Identität. Deckungsgleichheit. Authentizität.
Durch ihren untrüglichen Spürsinn, unsere Unsicherheiten aufzudecken, verhelfen sie uns zu der Chance, uns bewusst mit dem auseinanderzusetzen, was uns unfrei macht. Wenn wir sie nutzen, entziehen wir dem freiheits-raubenden Thema seine Macht über uns. Es kann es nicht ertragen angeschaut und identifiziert zu werden. Kann im (Bewusstseins-)Licht nicht bestehen. Wir wachsen in unsere Sicherheit, werden frei und Frieden mit den Kindern entsteht.
Wenn wir aber nicht in Auseinandersetzung mit diesen Themen gehen, wird es für das Kind zum Ritual, uns, wann es nur kann, dorthin zu führen, wo unsere Erde anfängt zu beben. Es können die kuriosesten Verhaltensszenarien entstehen, die für beide Seiten sehr anstrengend sind.
Ein sehr einfühlsames Büchlein über diese Zusammenhänge hat der Waldorfpädagoge und Erziehungswissenschaftler Wolfgang Saßmannshausen verfasst: Erziehung ist Begegnung, Menschen zwischen Werden und Sein, Info3 Verlag, Frankfurt am Main.
Für mich war es eine sehr beglückende Entdeckung! Ich kann sie nur wärmstens weiterempfehlen.