Gestern hatte ich Samstagsdienst. Von neun bis zwölf haben die Kinder die Möglichkeit im Freizeitbereich zu spielen. Es sind Kinder, die auf Grund ihrer neurologischen Erkrankung zur Rehabilitation auf einer der zwei neuropädiatrischen Stationen aufgenommen sind. Kleine und Große, mit Begleitperson oder ohne.

Gestern war der Andrang groß und wegen Corona limitiert. Jeweils nur drei Kinder dürfen betreut werden. Ich bat die Eltern im 30 Minuten-Takt wiederzukommen, um ggf. einem wartenden Kind Platz zu machen.

Ich möchte Ihnen ein Erlebnis von Nachahmungsfähigkeit und -freude erzählen.

Ein drei-jähriges Mädchen saß am Tisch. Sie knetete zusammen mit einem Schulkind und ahmte es in der Art, wie sie die Plätzchen aus dem Knetteig ausstach und auf ein Tellerchen legte, nach. Dabei erzählte sie viel.

Sie war intellektuell schon sehr aufgeweckt und machte sich über alles Mögliche Gedanken, die sie in kommentierende Weise äußerte. Es bezog seine Sicherheit schon sehr stark daraus, zu wissen, wie alles zusammenhängt. Sie war aus dem vertrauensvollen Hingegebensein an ihre Umgebung bereits ausgestiegen, hatte aber die Nachahmungsfähigkeit noch nicht verloren.

Ich wollte ihr eine Pause vom „Verantwortungstragen“ und Denken ermöglichen und stieg darum selbst in die Freude des Knetens ein. Ich gab mich ganz hin. Es gab nur noch den Teig und mich und meine Freude und Dankbarkeit mit den zwei Kindern zu sein. Ich griff und fühlte und roch den Teig. Schöne Beziehung. Dich will ich jetzt ausrollen. Und backen. Ich rollte meinen Teig aus.

Ich solle ihren Teig auch ausrollen, fordert sie lautstark.

In heilig-glücklicher Stimmung beuge ich mich behutsam zu ihrem Ohr und flüstere zugewandt „ja, ich rolle Deinen Teig aus.“ Fühle: Wir zwei, Du und ich, haben etwas ganz Schönes vor! Das Kind reckt sich zu meinem Ohr und flüstert in derselben Stimmung „ja, ich kann es noch nicht selbst“.

Sie ist in eine andere Seelenlandschaft eingestiegen! Eine, in der man nichts wissen muss, staunen darf und seinen Einfällen folgen.

Sie ist heilig, diese Landschaft. Und sensibel. Ich kann sie hüten und halte ihr Himmelszelt gespannt. Nichts darf mich abziehen von meiner Wahrnehmung der Kinder und meinem Hingegebensein an die Schönheit und Freude der haptischen Kneterlebnisse.

Sobald das Kind droht hinauszufallen, führe ich es behutsam wieder zurück: „Ohhh, noch so ein Plätzchen“ – ich bestaune es – wirklich ernsthaft! Dabei gehe ich mit meiner Wahrnehmung in die sinnlichen Phänomene. Lasse mich ganz ausfüllen von ihnen. Die austrocknende und körnig-rau und hell-werdende Oberfläche des Teiges. Einige Glitzerfunken darin… Die kleinen entschlossen arbeitenden Hände. Die von starkem Willen geführten Ärmchen, die Haltung des Kopfes, ihr Blick.

Ich sage nichts oder deute nur staunend auf den Glitzer. Die Kinder erleben die Verbindung – sie sind konzentriert bei der Arbeit. Mein Herz ist voller JA. Und wir sind zusammen in der Ewigkeit, wo Ruhe und Freude unsere Herzen verbinden.